Da ich nicht unbedingt der größte Ska-Fan der Welt bin und trotzdem doch immer sämtliche Ska-Scheiben der Redaktion letztendlich bei mir landen, habe ich mir ein relativ simples, persönliches Bewertungsschema angeeignet, dass das gesamte Genre in zwei große Blöcke spaltet: Nämlich Ska mit Punk und Ska ohne Punk. Ska ohne Punk kann ich mir nach wie vor kaum anhören, ohne schnarchend vom Stuhl zu fallen, zum Thema Ska mit Punk aber hat sich meine Meinung doch geändert, seitdem ich gezwungen bin, auch darüber Reviews zu schreiben. Zu LESS THAN JAKE, die ich schon immer gut fand, gesellten sich irgendwann DELIKAT und DISTEMPER hinzu und inzwischen kann ich mir Ska mit ordentlichem Arschtret-Potential doch sehr gut anhören. Gut, dass THE SKATOONS ordentlich Schwung besitzen.Neben den erwähnten Bands erinnern die 15 Songs auf "High Noon am Hansaplatz" teilweise ein wenig an WIZO oder die ÄRZTE, wenn diese Bands mehr Ska-Elemente besitzen würden, was sicherlich am deutschen Gesang (der ein wenig Axel Kurth von WIZO ähnelt) und den meist humorösen Texten liegt.Insgesamt ist "High Noon Hansaplatz" keine musikalische Revolution, aber der dritte Longplayer der zehn Hamburger ist auch keine Ware von der Stange und besitzt immer genug eigenes Profil und zahlreiche kleine Überraschungen, um selten langweilig zu werden und ein gewisses gute-Laune-Level aufrecht zu erhalten. Beispiele hierfür sind ein ziemlich abgedrehter Drum & Base-Part in "’s reicht" und etwas, das ich in Ermangelung eines besseren Begriffes einfach mal als "Ska-Moshparts" bezeichnen würde ("Wer’s glaubt", "Freunde").Was bei den SKATOONS besonders auffällt ist die Tatsache, dass sich die vierköpfige Bläserfraktion meist dezent zurückhält, es aber an den richtigen Stellen vermag, Akzente zu setzen und sich sinnvoll ins Gesamtbild einzufügen. Allgemein muss ich sagen, dass mich „High Noon am Hansaplatz“ im direkten Vergleich zu Alben wie dem aktuellen Release der BUSTERS ("Waking The Dead") eigentlich zu keinem Zeitpunkt nervt, auch, wenn der Mittelteil des Albums ("Freunde", "Idee 13", "Skinhead Mädchen"), der eigentlich nur aus Liebesliedern besteht, in meiner persönlichen Bewertung nicht so gut weg kommt, wie der unterhaltsamere Rest des Longplayers. Ebenfalls etwas enttäuschend ist der Abschluss des Albums ("Bis ans Ende", "Das Leben ist schön", "Ganz egal") , bei dem ein wenig das Gefühl aufkommt, man habe einige halbgare Songs einfach mit auf die CD geschmissen, um noch ein wenig Spielzeit zu schinden."High Noon am Hansaplatz" ist aber trotz aller Kritik ein Album, das Spaß macht. Keine musikalische Meisterleistung, keine superoriginelle Positionierung in einem neu aufgemachten Sub-Genre, keine großen Überraschungen, dafür aber jede Menge Spaß an der Sache. Und mal im Ernst: Wie kann man ein Album nicht mögen, in dem ein Song ("Pornostar") von Ape Simpson mit dem berühmten Zitat "Mein Homer ist kein Kommunist. Er ist vielleicht ein Lügner, ein Schwein, ein Idiot oder ein Kommunist, aber er ist ganz sicherlich kein Pornostar" eingeläutet wird.