Was hat das windige Klima Hamburgs mit Colts und Ponys zu tun? Erschießt man an der Nordseeküste Indianer und lässt sein treues Ross dann Salzwasser saufen? Die Skatoons aus Hamburg warten mit ihrem neuen Album auf und versprechen einen Mix aus Charles Bronson und Ska-Punk. Ich muss zugeben, die Zeit, in der ich diese Musik gehört hab ist eine gewisse Zeit her. Damals bestand die Musiksammlung größtenteils aus Skatepunk und eben Skapunk, wie Operation Ivy, Jesse James, Rancid und anderen. Rantanplan war eine der wenigen deutschsprachigen Bands, die es fertig brachten bei mir Interesse zu wecken. Im Fahrwasser dieser Strömungen entstand 1999 die Band "The Skatoons". Nun gut, wechseln wir die Kameraeinstellung von Western auf Detail, richten unseren Blick von gespannter Körperhaltung und Bleispritzen im Schafft auf konzentriert dreinschauende Augen und Schweißperlen. Erhofft man sich, dass die Band sofort die Sporen gibt und lyrisch oder stilistisch Country- oder Westernanleihen zeigt, so wird man leider enttäuscht. Stattdessen gibt man in Manier eines Asphaltcowboys "Vollgas" und bezieht kritisch Position zu Drogen. Keineswegs schlimm, da dies generell ein guter Opener ist. Massenkompatibler kommt schon das Gute-Laune-Lied "Hitmaschine" daher, das das Zeug haben könnte in Radios zu laufen. Spätestens jetzt muss man sich von dem Gedanken verabschieden, hier sei in den nächsten Liedern ein wenig Präriesand zu finden. Anscheinend war der Plan, sich passend zum Release karnevalsmäßig verkleiden zu wollen und die positive Stimmung der Musik zu untermalen. Sozial und politisch engagiert sind die Sheriffs des hohen Nordens ja, auf diesem Album setzen sie jedoch einen Schritt mehr in die poppige Richtung ohne richtiges Statement gegen die Outlaws, die meistens Sonnenbrand auf der Kopfplatte bekommen. Rothäute kommen ebenso nicht vor, eine Gelbhaut schon, wenn eines der besten Zitate von Abraham S. aus der Steinmetz-Folge am Anfang des vierten Stückes zu hören ist. Pornostar ist ebenso sinnfrei, wie manch andere Textpassage auf diesem Album, wobei ich auch nicht gedacht hatte, das El Dorado auf dieser Platte in dieser Hinsicht zu finden. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Zielgruppe wohl eher aus der jüngeren Fraktion besteht, die als Fortbewegungsmittel nur den Drahtesel benutzen darf. So handeln mehrere Songs von oberflächlich behandelten Themen rund um die Liebe, die einen widmen sich nicht erwiderter Liebe oder der ersten Begegnung mit einem Mädchen. Dies sind Alltagsprobleme, mit denen ein Teenager mehr anfangen kann als jemand, der schon ein wenig Lebenserfahrung geerntet hat. Es gibt auch andere Inhalte. In "Wer’s glaubt" wird versucht mit Meinungen bezüglich der Band aufzuräumen, "Das Leben ist schön" ist keine Filmadaption, sondern konzentriert sich auf die einfachen Aspekte des Lebens. "Das Licht" gibt sich poetischer, der vorletzte Track zeigt doch noch ein wenig Politik. Bevor schon das Pferd zum letzten Aufgalopp gesattelt wird, kann man doch noch gen Sonnenuntergang reiten. Denn mit "Western Ska" gibt man dem Albumtitel seine doch zweifelhafte Existenzberechtigung. "High Noon am Hansaplatz" ist ein Skapunk Album mit ein wenig Punk. Innerhalb der Genremöglichkeiten musikalisch durchaus hörbar, ist es vom Stil her für einen Fan dieser Richtung auf jeden Fall ansprechend. Für mich persönlich kommen die Texte aber zu weichgespült und abgedroschen daher.